
(AGENPARL) – gio 20 giugno 2024 Pressemitteilung Pressekontakt: Dipl.-Ing. Johanna Höller
Versuchszentrum Laimburg
Versuchszentrum Laimburg: mitforschen und mitgestalten
Bis zum 31. Juli 2024 kann die Bevölkerung für ein Citizen Science-Forschungsprojekt abstimmen
So funktioniert Citizen Science: Zum ersten Mal können die Südtiroler Bürgerinnen und Bürger das Forschungsprogramm des Versuchszentrums Laimburg mitgestalten. Online kann jeder unter vier Projektvorschlägen sein Lieblingsprojekt auswählen und dafür abstimmen. Das Projekt mit den meisten Stimmen wird in das Tätigkeitsprogramm 2025 des Versuchszentrums aufgenommen und von den Forschenden unter aktiver Beteiligung der Bevölkerung umgesetzt.
Im kommenden Jahr feiert das Versuchszentrums Laimburg sein 50-jähriges Bestehen. Es wurde 1975 als erste wissenschaftliche Forschungseinrichtung des Landes gegründet und ist das Forschungszentrum für die Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung in Südtirol. Jährlich führen mehr als 200 Forscherinnen und Forscher rund 380 Projekte und Versuche durch. Doch wer bestimmt eigentlich, woran geforscht werden soll?
Das Tätigkeitsprogramm des Versuchszentrums Laimburg wird jedes Jahr im Spätsommer in enger Zusammenarbeit mit Verbänden, Beratungseinrichtungen und anderen Vertreterorganisationen der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung erstellt. Auf diese Weise kann das Versuchszentrum bereits im darauffolgenden Jahr konkrete Probleme und Fragen aus der Praxis aufgreifen und an Lösungen arbeiten.
Erstmals haben alle Südtirolerinnen und Südtiroler die Möglichkeit, direkt für ein Forschungsprojekt des Versuchszentrums Laimburg zu stimmen. Das Siegerprojekt findet als besonderes Jubiläumsprojekt Eingang in das Tätigkeitsprogramm 2025 und wird von den Forschenden in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung umgesetzt. Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, bis zum 31. Juli unter vier Projektvorschlägen auszuwählen und für ihren Favoriten zu stimmen!
„Ein schönes Beispiel für Citizen Science”, sagt Landesrat für Landwirtschaft und Forstwirtschaft Luis Walcher, „das eine außergewöhnliche Chance darstellt: Es weckt nicht nur größeres Interesse an unseren Lebensmitteln, sondern auch die Neugier an der Forschung. Außerdem können so Forschungsdaten in größerem Umfang gesammelt werden, was die Qualität der wissenschaftlichen Studien verbessert. Diese Initiative regt die Zusammenarbeit und die Beteiligung jedes Einzelnen an und fördert eine wissensorientierte und kooperative Gesellschaft.”
„Unsere angewandte Forschung kommt nicht nur den landwirtschaftlichen Betrieben und der Lebensmittelbranche zugute, sondern auch der gesamten Bevölkerung als Endverbraucher landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Deshalb haben wir diese Initiative lanciert, um den Bürgerinnen und Bürgern Südtirols noch näher zu kommen. Jeder kann nicht nur bei der Auswahl unseres Jubiläumsprojekts mitwirken, das dann im nächsten Jahr umgesetzt wird, sondern sich auch bei den Versuchen selbst beteiligen”, betont Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website unter laimburg.it oder durch Scannen des QR-Codes.
Vier wissenschaftliche Projekte zur Auswahl
Das Versuchszentrum Laimburg hat vier Projektvorschläge vorbereitet, bei denen die Bevölkerung in die Forschungstätigkeit einbezogen wird. Das ist das Ziel von Citizen Science oder partizipativer Wissenschaft: ein wissenschaftlicher Ansatz, bei dem Bürgerinnen und Bürger in die Sammlung und Analyse wissenschaftlicher Daten eingebunden werden. Diese Art der Wissenschaft basiert auf der Zusammenarbeit zwischen professionellen Forschenden und Freiwilligen, um umfangreichere Daten zu sammeln.
Mit Hilfe eine Online-Auswahlverfahrens kann jeder vom 3. Juni bis zum 3. Juli 2024 für eines der folgenden Projekte abstimmen:
1. Blumen-Meter: Was blüht und summt denn da?
Helft mit, wertvolle Daten über das Wachstum und die Bestäuber von Wildblumen zu sammeln.
Für alle, die sich für Natur und Garten begeistern: Wir haben etwas Besonderes für euch! Ihr bekommt eine Saatgut-Probe unserer Laimburger Saatgutmischung mit Wildblumen, genug für einen Quadratmeter. Die Samen könnt ihr in eurem Garten oder in Balkonkästen aussäen.
In einem Begleitschreiben erfahrt ihr, welche Pflanzenarten in der Saatgutmischung enthalten sind, wie die Pflanzen im Keimstadium, ausgewachsen sowie in Blüte aussehen und welche Bestäuberinsekten sie anziehen. Außerdem gibt es Tipps zur Aussaat und zur Vorbereitung des Saatbeets, damit alles perfekt keimt.
Jetzt kommt der spannende Teil: Wir brauchen eure Beobachtungen! Notiert euch, wann und wo ihr die Samen ausgesät habt (Garten, Blumenbeet, Gemeinschaftsgarten etc.), den Standort (Gemeinde, Höhenlage, Sonneneinstrahlung), das Datum der ersten sichtbaren Keimlinge, das Datum der ersten Blüten und welche Insekten ihr entdeckt habt (Blattläuse, Ameisen, Bestäuber und mehr).
Macht mit und helft uns, wertvolle Daten zu sammeln – und freut euch auf ein buntes Blütenmeer!
2. Spurensuche Maikäfer: Wann und wo fliegt er in Südtirol?
Helft mit, das Flugverhalten des Maikäfers besser zu verstehen und die Landwirtschaft vor Schädlingen zu schützen.
Das Versuchszentrum Laimburg hat bereits vor vielen Jahren erfolgreich biologische Maßnahmen zur Regulierung der Maikäferpopulation entwickelt. Wo diese Maßnahmen umgesetzt werden, ist die Situation gut im Griff.
Wollt ihr mehr zur Bekämpfung der Maikäfer wissen und mit euren Beobachtungen zu einer wissenschaftlichen Studie beitragen? Wir möchten gemeinsam mit euch das Flugverhalten von Maikäfern in Südtirol näher untersuchen.
Wie funktioniert das? Ganz einfach: Mit einer App könnt ihr eure Maikäfer-Sichtungen festhalten – wann und wo ihr die Käfer seht, wie lange sie fliegen und welche Wetterbedingungen herrschen. So sammeln wir wertvolle Daten, die uns helfen, die geheimnisvolle Welt der Maikäfer besser zu verstehen. In der Regel beginnt der Flug in der Talsohle Anfang April. Regnerisches Wetter und kühle Temperaturen können jedoch den Beginn des Ausfluges verzögern, deswegen braucht es genaue Beobachtungen.
Mit diesem Projekt möchten wir das Wissen über diese Käfer erweitern und weiterhin die Landwirtschaft vor Schädlingen schützen.
3. Wie schmeckt Nachhaltigkeit?
Findet heraus, wie innovative Würzmittel aus Nebenprodukten der Gastronomie geschmacklich wahrgenommen werden.
Mit diesem Projekt wollen wir herausfinden, wie gut innovative Produkte bei euch ankommen! In Zusammenarbeit mit einer privaten Firma, haben wir neue lokale Würzmittel als Alternative zu Brühwürfeln und Tafelsalz entwickelt. Hergestellt werden sie durch innovative Fermentationsverfahren aus Nebenprodukten der Gastronomie und tragen damit zur Bildung einer Kreislaufwirtschaft bei.
Jetzt wollen wir wissen, wie ihr diese neuen Würzmittel einschätzt! Dazu möchten wir sensorische Daten zu diesem innovativen Produkt, der Rätischen Soße, sammeln. Dabei brauchen wir eure Hilfe: Ihr, als Verbraucherinnen und Verbraucher, seid unser wichtigstes Messinstrument!
Unser Forschungsteam wird deshalb mit euch sensorische Verkostungen zur Rätischen Soße durchführen, dann werden wir gemeinsam die Verkostungsergebnisse analysieren. Lasst uns herausfinden, wie Nachhaltigkeit schmeckt!
4. PhytoWatch: Versteckten Pflanzenschädlingen auf der Spur
Helft mit, unbekannte Wirtspflanzen für Phytoplasmen zu entdecken und die Verbreitung dieser Pflanzenkrankheiten zu überwachen!
Phytoplasmen sind besondere Bakterien, die verschiedene Pflanzenkrankheiten verursachen können, wie zum Beispiel die Apfeltriebsucht („Besenwuchs“) und die Goldgelbe Vergilbung der Weinrebe. In diesem Projekt setzen wir auf eure Unterstützung, um bisher unbekannte Wirtspflanzen für Phytoplasmen zu entdecken!
Wie könnt ihr mitmachen? Ganz einfach: Beobachtet Pflanzen in eurem Umfeld – egal ob Zierpflanzen, Balkonpflanzen, Gartenpflanzen oder Wildpflanzen – und meldet verdächtige Exemplare, die Krankheitssymptome zeigen. Natürlich bekommt ihr eine Beschreibung und Fotos von typischen Symptomen. Wenn ein begründeter Verdacht auf einen Phytoplasmenbefall besteht, wird die Pflanze im Labor für Molekularbiologie des Versuchszentrums Laimburg untersucht.
Mithilfe eurer Beobachtungen möchten wir befallene Pflanzen frühzeitig erkennen und potenzielle Infektionsherde identifizieren. Damit können wir das Auftreten von Phytoplasmen-Krankheiten überwachen und neue Pflanzenarten finden, die als Rückzugsort für diese Krankheitserreger dienen.
Die Abstimmung erfolgt über Microsoft Forms unter diesem Link: Citizen Science Initiative | LaimburgWeitere Infos durch Scannen des QR-Codes.
Das Versuchszentrum Laimburg
Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet und ist das Forschungszentrum für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelqualität. Durch wissenschaftlich fundierte Versuchstätigkeit und Forschung entwickeln wir Know-how, erarbeiten Problemlösungen und Innovationen für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung. Mit unserer Forschung sichern wir den Anbau und die Herstellung hochqualitativer landwirtschaftlicher Produkte in Südtirol und decken die gesamte Kette der Lebensmittelherstellung vom Anbau bis zum fertigen Produkt ab. Im Berggebiet trägt unsere angewandte Forschung zur Unterstützung und Förderung der Vielfalt lokaler Kulturen bei. Somit leisten wir einen konkreten Beitrag zur Entwicklung der lokalen Betriebe. Unser Tätigkeitsprogramm stimmen wir jedes Jahr mit Vertretern der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung ab. Damit ist gewährleistet, dass unsere Forschungs- und Versuchsprogramme direkt auf die konkreten Erfordernisse der Praxis in Südtirol ausgerichtet sind. Über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten an etwa 350 Forschungs- und Versuchsprojekten – sowohl in unseren Labors in Pfatten und am NOI Techpark als auch auf den Versuchsflächen der Agentur Landesdomäne, mit der wir eine historische und partnerschaftliche Zusammenarbeit pflegen.
Abbildungen und Fotocredits:
Abb. 1: Landesrat für Landwirtschaft und Forstwirtschaft, Luis Walcher und Direktor des Versuchszentrums Laimburg, Michael Oberhuber
© Laimburg Research Centre/Ivo CorràAbb. 2 Hauptsitz des Versuchszentrums Laimburg in Pfatten© Laimburg Research Centre
Das Laimburg Journal ist die digitale Plattform für wissenschaftliche Open-Access-Publikationen des Versuchszentrums Laimburg. Es dient dem Transfer von Know-how und der Verbreitung von Fachwissen im Bereich der Agrar- und Ernährungswissenschaften sowie verwandter Wissenschaften. Konsultieren Sie die neuesten Veröffentlichungen kostenlos unter laimburg.journal.it