(AGENPARL) - Roma, 4 Novembre 2025(AGENPARL) – Tue 04 November 2025 ITALIEN EUROPA
Winterzauber
am Meer
Es muss nicht immer Rom, Florenz oder Mailand sein. Wer Italien
einmal ohne Touristenströme entdecken möchte, sollte Rimini auf seine
Reiseliste setzen. Die Stadt an der Adria, berühmt für ihr
sommerliches Strandleben, entfaltet gerade in der kalten Jahreszeit
einen ganz eigenen Charme. Und eine Zugreise in den Süden macht auch
bei kühleren Temperaturen erstaunlich viel Freude.
Silvia Mettler
Ein geschäftiges Treiben herrscht im September, wenn die «Bagnini» – die Badebetreiber –
die Lettini und Sonnenschirme wegräumen.
Gemäss Gesetz endet die Saison am dritten
Wochenende des Monats. Manche Strandbars
halten im September noch ein paar Wochen
länger durch, doch fest steht: Rimini bereitet
sich auf den Winter vor. Die Strände werden
von Sonnenliegen befreit. Es werden Sanddünen aufgeschüttet, um Sturmfluten zu trotzen.
Was bleibt, ist eine weite, stille Küste, die zu
langen Spaziergängen einlädt. Wer mutig ist,
wagt noch einen Sprung ins Wasser – immerhin hält sich die Temperatur des Meeres auch
im November noch bei rund 15 Grad.
Ein neuer Blick aufs Meer
Winterstimmung am Strand von Rimini (grosses Bild). Piazza del Popolo und Rathaus
in Ravenna. Blick auf Bologna von San Petronio aus. Der Palazzo del Lloyd an der
Piazza dell’Unità in Triest. BILDER: ADOBE STOCK; FRANCESCA COLLINA; CLODETTE; ADOBE STOCK
Bequem im Zug mit Railtour
Die Nachfrage nach Zugreisen nach Italien steigt. Die Gründe liegen einerseits
am hervorragenden Hochgeschwindigkeitsbahnnetz mit den schnellen Frecciarossa
Zügen, welche zwischen Turin über Mailand bis nach Neapel mit über 300 km/h verkehren. Andererseits gibt es aus der Schweiz immer mehr Direktzüge nach Italien, wie zum
Beispiel seit diesem Sommer nach Sestri Levante und Pisa, welche zusätzliche
Verbindungen mit dem Zug ans Meer ermöglichen. Weitere Direktzüge verkehren
täglich bis Venedig und ab Dezember nach Florenz.
Über Railtour ist die gesamte Reise buchbar, von der Zugreise über die Unterkunft bis zu
Aktivitäten und Entertainment wie Musicals, Opern, Stadtrundfahrt usw. Im Buchungstool Travelshop sind alle Destinationen aufgefürht, mit 10 000 Bahnhöfen und über
500 000 Unterkünften. Auch bei unvorhergesehenen Vorfällen wie Unwetter, Streckenunterbruch oder Streik kümmern sich die Reiseprofis um ihre Kundschaft. railtour.ch
Mit der kühlen Brise kommt eine andere Seite Riminis zum Vorschein. Die neue Strandpromenade, der Parco del Mare, zeigt sich dann von ihrer
schönsten Seite. Auf 15 Kilometern zieht sich ein
Band aus Holzdecks, mediterranen Pflanzen,
Spielplätzen und Outdoor-Fitnessbereichen der
Küste entlang. Joggerinnen und Jogger, Spaziergängerinnen und Spaziergänger und Radelnde
teilen sich den Weg an der Adriaküste. Die vom
renommierten Studio Miralles Tagliabue entworfene Anlage hat den Autoverkehr verbannt und
ein Stück Riviera zum Durchatmen geschaffen.
Zwischen Fellini und Fischtrattoria
Im Zentrum locken Sehenswürdigkeiten, die
unabhängig von der Saison faszinieren. Das
Grand Hotel Rimini, 1994 zum nationalen
Denkmal erklärt, ist ganzjährig geöffnet. Auch
wenn es das Budget nicht ganz zulässt dort zu
übernachten: Schon ein Frühstück im grossen,
nostalgisch-eleganten Saal lohnt sich und ist
eine Reise in die Vergangenheit. Ganz in der
Nähe lädt das gekonnt inszenierte Fellini-Museum ein, in die Traumwelt des berühmtesten
Sohnes der Stadt einzutauchen. Charmant ist
auch ein Spaziergang ins Flussquartier rund um
die Tiberiusbrücke, wo kleine Restaurants und
Bars mit Blick aufs Wasser locken. Besonders
einladend ist ein Picknick mit Meeresfrüchten
von der Fischtrattoria La Marianna auf der Piazza sull’Aqua. Wer noch mehr entdecken will,
unternimmt einen Ausflug ins mittelalterliche
Santarcangelo nur wenige Kilometer entfernt.
Das Städtchen verzaubert mit einer lebendigen
Mischung aus Geschichte und Lebensfreude.
Unter der Stadt liegen geheimnisvolle Grotten,
den kopfsteingepflasterten Gassen entlang finden sich unzählige Gelaterias, kleine Boutiquen
und Werkstätten, in denen Kunsthandwerk und
Mode mit Liebe zum Detail angeboten werden.
Die Leute aus Rimini sollen eigens zum Kleiderkaufen nach Santarcangelo kommen. Auf den
Plätzen hört man Romagnolisch, den Dialekt,
der in der Romagna und in San Marino gesprochen wird. Er verleiht dem Alltag hier einen besonderen Klang. Und wer wirklich eintauchen
möchte, kehrt in eine der typischen Osterien
ein: Dort stehen handgemachte Pasta, dampfende Ragùs und knusprige Piadina auf dem
Tisch – Gerichte, die so herzlich und bodenständig sind wie die Menschen selbst.
Behaglichkeit im Winter
Viele Hotels in Rimini haben inzwischen das
ganze Jahr über geöffnet und sind bestens
auf die kalte Jahreszeit vorbereitet. Beheizte
Zimmer und Wellnessbereiche mit Sauna und
Dampfbad verleihen dem Winteraufenthalt
eine gemütliche Note. Bürgermeister Jamil Sadegholvaad erklärt dazu: «Rimini ist die Stadt
am Mittelmeer, die zusammen mit Valencia ihr
touristisches Produkt in den letzten 30 Jahren
wahrscheinlich am meisten erneuert und innoviert hat. Eines der Hauptziele war dabei die
Entsaisonalisierung.» Damit beschreibt er ein
Ansinnen, das längst Wirklichkeit geworden ist:
Rimini hat sich vom reinen Sommerbadeort zu
einer Ganzjahresdestination entwickelt.
Die längste Silvesternacht
Wie ernst die Stadt dieses Versprechen nimmt,
zeigt sich besonders zum Jahreswechsel. Rimini
gehört zu den fünf beliebtesten Silvesterzielen
des Landes. Hotels melden eine Auslastung wie
im Hochsommer, die Plätze füllen sich mit Menschen – fast wie ein zweites Ferragosto. Unter
dem Motto «längste Silvesternacht der Welt»
verwandelt sich die Stadt in eine Bühne: Lichtershows, Märkte, Krippen am Strand, Konzerte
auf den Plätzen. Das Fest beginnt im Dezember
und dauert bis weit in den Januar. Der Höhepunkt bleibt die Nacht des 31. Dezembers, wenn
auf allen Bühnen Konzerte, Performances und
Partys stattfinden – und das bei freiem Eintritt.
«Die Weihnachts- und Silvesterzeit ist für uns
ein Symbol dafür, dass Rimini eine Stadt ist, die
das ganze Jahr über lebt», sagt Sadegholvaad.
«Wir wollen, dass Besucher spüren: Kultur, Gastronomie und Gastfreundschaft enden bei uns
nicht mit dem Sommer.»
Rimini im Winter, das ist eine Mischung aus
Ruhe und Lebendigkeit, aus stillen Spaziergängen am Meer und ausgelassenen Festen im
Stadtzentrum. Wer sich darauf einlässt, entdeckt eine Riviera jenseits der Klischees. Und
während die Wellen sanft am leeren Strand auslaufen, liegen die Lettini eingelagert bereit, um
im Frühjahr nach einem aufregenden Winter
wieder aufgestellt zu werden.
Besuchenswerte Kleinstädte
RAVENNA Die Stadt der byzantinischen Mosaike
glänzt nicht nur in Kirchen und Mausoleen, sondern auch im Alltag. Ravenna wirkt lebendig, fast
dörflich, mit engen Gassen und bunten Plätzen.
Kunst und Dolce Vita verbinden sich hier nahtlos.
Tipp: Die alte Markthalle wurde zur trendigen Vintage Hall. Dort kann man nicht nur
regionale Produkte probieren, sondern auch
einen Piadina-Kurs besuchen – ein genussvolles
Eintauchen in die Küche der Romagna.
BOLOGNA ist ein Fest für die Sinne: rote Dächer,
kilometerlange Arkaden, belebte Plätze. Die Universitätsstadt verbindet Geschichte mit einem
unerschöpflichen kulinarischen Reichtum. Hier
beginnt Italiens berühmte «Food Valley».
Tipp: Ein Besuch im Mercato di Mezzo mitten in der Altstadt lohnt sich. An den Marktständen gibt es Tortellini, Mortadella und lokale
Weine – perfekt für einen Aperitivo oder um die
Spezialitäten Bolognas direkt zu verkosten.
TRIEST ist eine Stadt der Gegensätze: Habsburger Eleganz trifft auf mediterrane Leichtigkeit,
über Kaffeehäusern ragen Hafenkräne. Wer
durch die Piazza Unità schlendert, spürt die
Mischung aus Mitteleuropa und Adria. Literaten
und Krimiautoren und -autorinnen haben hier
ihre Inspiration gefunden.
Tipp: In Veit Heinichens Laurenti-Krimis
wird das Tavernetta al Molo erwähnt. Nur wenige Schritte vom Schloss Miramare entfernt,
bietet es einfache, authentische Fischküche mit
traumhaftem Meerblick.
